So schützt man sich gegen finanzielles Risiko durch Hochwasser

Bild: Hochwasser

Extremwetterereignisse bringen viele Haushalte in finanzielle Schieflage, da sie nicht ausreichend versichert sind. Dahinter stecken oft niedrige Deckungssummen, kein abgeschlossener “erweiterter Schutz” oder das Wohnen in Hochrisikozonen. durchblicker rät angesichts der vielen Unterschiede zur Überprüfung der Polizze – und gegebenenfalls zum Anbieterwechsel. 

Der heurige Sommer ist geprägt von Extremwetterereignissen – Gewitter mit Starkregen haben teils Überschwemmungen oder gar Muren ausgelöst. Haushalte in ganz Österreich sind massiv davon betroffen – und haben mit teils schweren finanziellen Auswirkungen zu kämpfen. Österreicher:innen sind im Bereich Unwetterschäden nämlich deutlich unterversichert. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Analyse der Produkte von 16 Versicherungsanbietern von durchblicker, Österreichs größtem Tarifvergleichsportal. Worauf muss man bei der Haushalts- und Eigenheimversicherung achten? Kann man sich überhaupt “ausreichend” schützen? Wie viel kostet das? durchblicker hat die Antworten auf diese Fragen.

Martin Spona, CEO von durchblicker: „Die Unterversicherung hat mehrere Gründe: Zum einen sind die Deckungssummen der Versicherungsanbieter sehr niedrig. So sind Schäden z.B. durch Überschwemmungen meist nur mit einer Summe von 3.000 bis 10.000 Euro geschützt. Dazu kommt, dass die wenigsten Österreicher:innen einen „erweiterten Naturkatastrophen-Schutz“ bei der Versicherung inkludieren. Und zu guter Letzt liegen in Österreich knapp zehn Prozent der Häuser in Hochwasserrisikozonen. Konkret sind es rund 58.500 Gebäude in einer HQ30-Zone, wo statistisch gesehen alle 30 Jahre Hochwasserereignisse auftreten können[1]. Diese Häuser werden gar nicht erst versichert. Weitere 227.000 Gebäude liegen in der HQ100-Zone mit mittlerer Hochwasserwahrscheinlichkeit. Auch hier gibt es Prämien- und Deckungsunterschiede. Wir empfehlen deshalb allen, ihre bestehende Polizze zu überprüfen.“

Deckungssummen decken keinen „Totalschaden“

Wenn es darum geht, den Haushalt oder das Gebäude gegen extreme Wetterereignisse zu schützen, muss man zunächst einmal wissen, dass es eine Unterscheidung zwischen „nicht außergewöhnlichen Naturgefahren“ – etwa Sturm, Hagel oder Erdrutsch – und „außergewöhnlichen Naturkatastrophen“, u.a. Hochwasser, Überschwemmung, Muren oder Lawinen gibt. Erstere sind in der Eigenheim- oder Haushaltsversicherung meistens standardmäßig mitversichert. Anders verhält es sich bei letzteren: Der Versicherungsschutz bei außergewöhnlichen Naturkatastrophen ist nicht Standard bei allen Polizzen und wenn doch, dann nur in der Basis-Variante. Unter gewissen Voraussetzungen lässt sich der Schutz aber auch erweitern und die Versicherungssumme dadurch erhöhen. 

Laut durchblicker-Analyse ist das Interesse an der Erweiterung aber überschaubar – nur jede:r Vierte wählt den erweiterten Schutz bei der Eigenheimversicherung. Dabei unterscheidet sich die Deckungssumme bei der Wahl der Versicherungsschutzes signifikant: Beim Basisschutz liegt diese bei Standardverträgen zwischen 3.000 und 10.000 Euro. Beim erweiterten Schutz liegen die Höchstentschädigungsgrenzen deutlich höher, nämlich bei durchschnittlich 20.000 bis 40.000 Euro. Bei einigen wenigen Anbietern sind höhere Versicherungssummen möglich. „Je höher die Deckungssumme, desto höher ist natürlich die Prämie. Was viele zusätzlich unterschätzen ist die Tatsache, dass selbst die Höchstgrenze einen Totalschaden, sei es etwa, wenn durch eine starke Vermurung das Haus nicht mehr bewohnbar ist, nicht abdeckt“, so Spona.

Hochrisikozonen und Kündigung im Schadensfall

Problematisch wird es auch, wenn man in einer der drei Risikozonen nach HORA lebt. Das Risiko für Hochwassergefährdung ist in drei Kategorien gestaffelt und gibt die Wahrscheinlichkeit an, von einem Hochwasser betroffen zu sein: HQ30, HQ100 und HQ300. 

Wer bereits einmal einen Schaden erlitten hat, hat es beim Versichern doppelt schwierig: Die Versicherung kann den Versicherten nach einem Schadensfall den Vertrag kündigen, eine Weitervermittlung an eine neue Versicherung kann dann schwierig sein. Auch wenn die Versicherung nach einem Schadenfall nicht kündigt – es ist damit zu rechnen, dass die Prämie steigt oder der Selbstbehalt angehoben wird. Beim Neuabschluss gelten zudem meist Wartefristen für den Baustein „außergewöhnliche Naturereignisse“.

Große Prämien- und Deckungsunterschiede

Die Prämien für Haushalts- und Eigenheimversicherungen variieren stark je nach Bausteinen, Deckungssumme und Risikozone. So liegen die Prämien für Haushalte in einer nicht-hochwassergefährdeten Wohnung im steirischen Deutschfeistritz zwischen 72 und 233 Euro (Standard-Schutz) bzw. zwischen 102 und 256 Euro (erweiterter Schutz). In einer Wohnung im selben Ort, aber in der Risikozone HQ30, gibt es nur mehr einen Anbieter, der außergewöhnliche Naturereignisse mit erweiterten Schutz versichert (102 Euro). Ähnlich ist es bei der Eigenheimversicherung: In Deutschfeistritz werden für das Eigenheim beispielhaft zwischen 570 und 1.091 Euro (Standard-Schutz) bzw. 860 bis 1.510 Euro (erweiterter Schutz) fällig. In der Risikozone HQ30 ist der erweiterte Schutz erst gar nicht abschließbar.

„Generell raten wir allen Wohnungs- und Hausbesitzer:innen, genau zu evaluieren, ob der Basisschutz ausreicht, oder der erweiterte Schutz Sinn macht. Wer Preise vergleicht und auch für einem Anbieterwechsel offen ist, zahlt mitunter nur minimal mehr dafür. Um Verbraucher:innen bestmöglich vor Unterversicherung zu schützen, zeigen wir in unserem Vergleichsrechner für Haushalts- oder Eigenheimversicherungen bereits automatisch nur mehr die Angebote mit Basis-Deckung bei Naturkatastrophen an“, so Spona abschließend.

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